Mein Weg zum eigenen Gewächshaus – ein Ratgeber
Vielleicht haben Sie schon erste Erfahrungen mit dem Pflanzen eigener Kräuter oder Gemüsesorten machen können. Säen, kultivieren, vertikutieren, umtopfen, gießen, düngen und ernten liegen Ihnen besonders, oder Sie möchten einfach Ihre Liebe zum Garten weiter vertiefen.
Es gibt viele Gründe für den eigenen kleinen Gemüsegarten. Selbst angebaut schmeckt eben besser, ist gesund, nachhaltig und kann sich sogar rechnen.
Unser Leitfaden soll Ihnen eine Hilfestellung zum eigenen Gartenglück sein. Wir möchten daher mit Ihnen gemeinsam Vorüberlegungen treffen, Sie über Arten und Einsatzzwecke verschiedener Gewächshäuser aufklären, und Pro und Contra übersichtlich gegenüberstellen. Vielleicht erkennen Sie einige Ihrer persönlichen Fragen in unserem Ratgeber wieder. Schritt für Schritt begleiten wir Sie vom Basiswissen hin zu tiefergehenden Informationen, sodass Sie am Ende für sich überlegen können, ob Sie sich für den Schritt zum eigenen Gewächshaus entscheiden sollen.
Hierzu klären wir folgende Fragen:
Wie funktioniert ein Gewächshaus?
Wofür möchte ich mein Gewächshaus verwenden?
Welche unterschiedlichen Arten von Gewächshäusern gibt es?
Wo stelle ich mein Gewächshaus auf?
Belüftungs- und Heizkonzepte
Vergleich Günstige vs. Teure Gewächshäuser
Fazit
Wie funktioniert ein Gewächshaus?
Dass ein Gewächshaus zur Kultivierung von Pflanzen unter möglichst idealen Bedingungen dient, sollte hinlänglich bekannt sein. Wir möchten jedoch noch ein wenig näher auf die Funktionsweise eines Treibhauses eingehen. Es speisen sich nämlich auch Risiken, die material- und standortbedingt zu beachten sind.
Ein Treibhaus wird durch den sogenannten Glashauseffekt erwärmt. Energiereiche Sonnenstrahlen dringen durch die Glasfenster (oder transparente Folie/ Kunststoff) in den Innenraum und werden von dort befindlichen Materialien absorbiert. Das können Pflanzen, der Boden, Steine oder andere Gegenstände sein. Die Materialien erhitzen sich dadurch und strahlen die Wärme zurück an die Umgebungsluft. Da es jedoch keinen Luftaustausch zwischen der erwärmten Innenluft und der kühleren Außenluft gibt, liegt die Temperatur im Inneren des Gewächshauses deutlich über der Außentemperatur. Das konzentrierte Sonnenlicht regt zusätzlich den Photosynthese Prozess der Pflanzen an, und fördern somit das Wachstum. Zusätzlich schützt das Pflanzenhaus Ihre Gewächse vor starkem Niederschlag und Schädlingen. Die Pflanzen gedeihen so unter für sie idealen Bedingungen. Mit zusätzlichen Hilfsmitteln (Thermometer, automatische Belüftung und Befeuchtung etc.) lassen sich so optimale Zuchtbedingungen für verschiedenste Pflanzenarten herstellen.
Risiken liegen vornehmlich in einem unkontrollierten oder zu starken Glashauseffekt. Gerade bei Klarglas kann es zu einem Sonnenbrand kommen und die Temperatur des Innenraums im Sommer auf bis zu 50°C ansteigen. Über 30°C beginnt für die meisten Pflanzen bereits ein kritischer Wert, da lebenswichtige Eiweißverbindungen denaturieren und Ihre Pflanze nachhaltig schädigen oder gar abtöten.
Eine gute Luftzirkulation sowie Schattierung ist im Sommer besonders wichtig. Nur so gewährleisten Sie gleichbleibende Zuchtbedingungen für Ihre Pflanzen.
Wofür möchte ich mein Gewächshaus verwenden?
Die wohl wichtigste Frage vor der Anschaffung eines Gewächshauses, ist die Frage nach dem Verwendungszweck. Möchten Sie Pflanzen vorziehen? Möchten Sie Ihre Gewächse zur Überwinterung frostsicher einlagern? Wollen Sie exotische Gemüsesorten anbauen? Soll Ihre Gartensaison ganzjährig erweitert werden? Oder möchten Sie vielleicht einfach Gemüse anbauen, obwohl Sie nicht über einen eigenen Garten verfügen?
Die Frage nach dem warum definiert maßgeblich, welche Art von Gewächshaus für Sie in Frage kommt. Im Folgenden Abschnitt gehen wir auf die unterschiedlichen Variationen von Gewächshäusern ein.
Welche unterschiedlichen Arten von Gewächshäusern gibt es?
Grundsätzlich können Sie Gewächshäuser in zwei unterschiedliche Gruppen einteilen: Mobil und Festinstalliert.
Unter die festinstallierte Variante fallen:
– Freistehende Gewächshäuser
– Anlehngewächshäuser
– Frühbeete ohne Boden
Diese Arten von Treibhäusern benötigen einen wohlüberlegten Stellplatz. Ein Umzug ist mit viel Aufwand und vorheriger Planung verbunden.
Zu den mobilen Gewächshäusern werden folgende gezählt:
– Tomatenhaus
– Klassische Foliengewächshäuser
– Folientunnel
Freistehende Gewächshäuser gehören zu den vielseitigsten, aber auch aufwändigsten Helfern für den heimischen Garten. Für Sie muss in den meisten Fällen ein sicheres Fundament angelegt werden, eine Baugenehmigung abgeklärt, und ein passendes Haus (entweder in Eigenregie oder vom Fachhändler) gefunden werden. Die massiven Konstruktionen überzeugen durch vielseitige Optik, wertige Materialien und die zumeist beachtliche Größe. In Sachen Vielseitigkeit sind Sie ungeschlagen. Sie lassen sich, je nach Ausstattung, temperieren, elektronisch lüften und befeuchten. Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Aufgrund ihrer Vielfältigkeit gehören sie zu den teuersten Varianten des privaten Gewächshauses.
Anlehngewächshäuser überzeugen besonders durch Ihre Sicherheit. Sie werden an Hauswänden oder stabilen Bauelementen befestigt und eignen sich daher besonders in windigen Regionen. Leider sind Sie daher auch abhängig von Lage und Schnitt des Hauses. Kompromisse müssen Sie bei Standort und Mobilität eingehen.
Frühbeete ohne Boden sind Minigewächshäuser, die sich kostengünstig im Baumarkt erwerben lassen. Im Internet kursieren vielerlei DIY Anleitungen, sodass Sie mit wenig Geld und Materialaufwand ein eigenes Gewächshaus bauen können. Ihre Größe ist allerdings auch ein großer Minuspunkt. Größere Stauden und Rankpflanzen sind gänzlich ungeeignet, um in einem Frühbeet zu leben. Lediglich die Aussaat und Anzucht ist, je nach Größe, möglich.
Mobile Treibhäuser haben verschiedene Einsatzgebiete. Oftmals dienen Sie als temporäres Zuhause für Pflanzen, wenn beispielsweise das Klima in einem Jahr besonders wechselhaft ist. Häufig werden Sie jedoch für die Anzucht von Pflanzen benutzt. Ihr eigentlicher Zweck besteht darin, die Gartensaison um mehrere Wochen nach vorne zu verlegen. So gedeihen Ihre Setzlinge bereits 4-6 Wochen vor dem eigentlichen Startschuss. Sie haben mehr leckeres Gemüse oder können bereits mit der Aufzucht von Zierpflanzen beginnen. Im Folgenden soll auf diese Varianten näher eingegangen werden.
Tomatenhäuser sind meist mittelgroße bis kleine Foliengewächshäuser, die leicht zugänglich und ausreichend hoch für Tomatenstauden ausgelegt sind. Der Begriff Tomatenhaus ist tatsächlich ein wenig irreführend. Es handelt sich meistens um Gewächshäuser, die sich für andere Pflanzenarten ebenfalls eignen. Explizit beworbene Tomatenhäuser bieten zumeist keinerlei nennenswerte Vorteile gegenüber einem handelsüblichen Foliengewächshaus.
Klassische Foliengewächshäuser und Folientunnel befinden sich im unteren Preissegment der Treibhäuser. Über einen rostbeständigen Rahmen (pulverbeschichtetes Metall/Stahl oder Aluminium) wird eine PE-Gitterfolie gespannt. Der Zugang erfolgt über Rolltüren. Die Folienenden sollten überstehen, sodass Sie das Pflanzhaus beschweren bzw. ggf. eingraben können. Das sichert es gegen Wind und hindert Frost und Insekten am Eindringen. Diese Art des Gewächshauses eignet sich besonders für Anfänger oder als mobile Ergänzung für einen bestehenden Gemüsegarten. Es ist keinerlei Baugenehmigung erforderlich, Größen, Material und Ausstattung sind vielseitig und die Kosten halten sich im Rahmen.
Wo stelle ich mein Gewächshaus auf?
Die Frage nach dem richtigen Standort bestimmt die weiteren Schritte. Ideal ist ein ebenerdiger Platz mit hoher Lichtausbeute. Damit Sie komfortabel arbeiten können, sollte das Gewächshaus leicht zugänglich sein. Die Ausrichtung Ihres Gewächshauses ist abhängig von der Verwendungsart. Als Faustregeln für das Aufstellen kann Folgendes festgehalten werden:
– Im Winter und Frühling ist die Aufstellung in Ost-West Richtung wichtig, um die Wintersonne optimal einzufangen.
– Im Sommer sollten Sie Ihr Gewächshaus in Nord-Süd Richtung aufstellen, da die Sonne hochstehend ist.
Der Windschutz spielt ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Standortsuche. Ausreichender Schutz durch Hecken und Sträucher ist ideal. Andernfalls läuft Ihr Gewächshaus nicht nur Gefahr wegzuwehen. Kalte Luft kann ebenfalls in das Innere eindringen, was zu einem verminderten Treibhauseffekt im Inneren führt und zu einem höheren Beheizungsaufwand Ihrerseits. Die Nähe zu größeren Bäumen sollten Sie jedoch meiden. Ihr Gewächshaus verschmutzt ansonsten übergebührend schnell. Damit haben Sie letzten Endes mehr Reinigungsaufwand und Ihre Pflanzen leiden unter einer geringeren Lichtausbeute.
Bei Festinstallationen ist die Standortwahl das A und O bevor Sie überhaupt an einen Erwerb denken können. Mobile Gewächshäuser hingegen können leicht verrückt werden. Achten Sie jedoch auf jeden Fall auf die oben genannte Faustregel der Ausrichtung, sowie einen windgeschützten Ort.
Belüftungs- und Heizkonzepte
Moderne Belüftungs- und Heizkonzepte sind meistens teuren Glas- und Kunststoffgewächshäusern vorbehalten. Günstige Modelle verfügen meistens über aufrollbare Seitenfenster und Türen, die Sie bei Bedarf öffnen und schließen können. Das reicht aus, um die Luftzirkulation in Gang zu setzen. Im Winter ist dies jedoch problematisch. Aufgrund des Kamineffekts sammelt sich die warme Luft oben, die kalte Luft bleibt jedoch am Boden. Elektronische Luftzirkulierer sorgen auch im Winter für einen ausgeglichenen Luftaustausch im Inneren. Diese benötigen jedoch einen elektronischen Anschluss. Günstige Modelle verfügen jedoch selten über derartige Vorrichtungen und Zubehöre. Festinstallierte Gewächshäuser lassen sich hingegen individuell einrichten, mit Solarpanels ausstatten oder ans heimische Stromnetz anschließen. Ähnlich sieht es bei der Beheizung aus. Konzeptionell stehen Warmwasser Heizung, elektrische Heizsysteme, Holzöfen oder auch Gasheizungen zur Auswahl. Elaborierte Installationen halten Ihr Gewächshaus ganzjährig auf einer konstanten Temperatur. Als günstige Alternative bieten sich Frostwächter an, die Ihre Pflanzen vor dem Gefriertod schützen, allerdings über weniger Regulierungsmöglichkeiten verfügen.
Summa Summarum heißt es auch hier: Wer mehr investiert, erhält auch mehr. Teure Gewächshäuser haben bei Belüftungs- und Heizkonzepten die Nase vorn, was allerdings auch erhöhte Kosten mit sich bringt. Unkomplizierte Gemüsesorten wie Zwiebeln, Salate oder auch Tomaten kommen zumeist auch ohne diese Ergänzungen aus. Für exotische Pflanzen ist eine Investition jedoch notwendig.
Vergleich Teure festinstallierte vs. Günstige mobile Gewächshäuser
Festinstallierte Gewächshäuser
+ Hohe Lichtdurchlässigkeit
+ Spezielle Beschichtungen auf Wunsch möglich
+ UV- und Witterungsbeständigkeit
+ Überragende Isolation
+ Langlebigkeit
+ Individuelle Designs (Englisch, Landhausstil etc.)
+ Wunschgerechte Heiz- und Belüftungskonzepte möglich
– Teure Anschaffung
– Hoher Montageaufwand
– Ausreichende Grundfläche benötigt
– Festes Fundament notwendig, daher nicht mobil
– Genehmigung zumeist erforderlich
– Teure Reparaturen
Mobile Gewächshäuser
+ Preiswerte Anschaffung
+ Einfacher Aufbau und Betrieb, ideal für Anfänger
+ Keine Energiekosten
+ Hohe Mobilität, da ohne Fundament
+ Flexible Größen, Zukauf möglich
+ auch ohne große Planung einzurichten
– Verschmutzt schnell
– Wenig Spielraum bei Heizung und Belüftung
– eingeschränkte Lebensdauer
– Unästhetisch
– meistens nicht reparierbar
– anfällig für Hagel- und Sturmschäden
Fazit
Die Wahl eines Gewächshauses richtet sich vordergründig nach Ihrer persönlichen Situation und Ihren Vorlieben. Anfängern können wir sorglos zu einem einfachen Foliengewächshaus oder Frühbeet raten. Wenn Sie lediglich Tomaten, Kräuter oder Salat anbauen möchten, reichen diese Lösungen vollkommen aus. Der Kostenaufwand ist gering, die Montage leicht und Sie können auch Ihre Terrasse oder Ihren Balkon in ein grünes Paradies verwandeln. Wenn Ihnen der Sinn nach mehr steht kommen Sie an einer Festinstallation nicht vorbei. Monetäre Mittel und ausreichend Platz vorausgesetzt, haben Sie hier fast vollständigen Gestaltungsspielraum. So verwandeln Sie Ihr Zuhause in eine grüne Wohlfühloase.
Es sei jedoch gesagt, dass Sie auch kostengünstige Lösungen elegant selbst zaubern können. Frühbeete lassen sich im DIY Verfahren bauen, Foliengewächshäuser durch preiswerte Extras aufwerten. Wenn Sie ein bisschen handwerkliches Geschick mitbringen, erzielen Sie einen gehobenen Kompromiss und machen das Meiste aus Ihrem Gewächshaus.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihrem ersten selbst angebauten Gemüse und eine ertragreiche Gartensaison 2018!